Allgemeine Themen

Meine "Depri-Phase"

Wahrscheinlich jeder Mensch hat sie einmal, eine Phase in der er weder ein noch aus weiß. Auch ich hatte diese Phase und ich glaube ich habe sie sehr stark ausgelebt. Geholfen hat mir immer wieder das Schreiben von kleinen Gedichten und Geschichten wie die folgenden und - das soll Ihnen etwas Mut geben wenn Sie sich gerade in einer solchen Phase befinden - ich kann sagen ich bin heute Glücklich.

Es war der 11. September 1993

Er saß da, alleine, vor seinem Empfänger der früher auf jeder Frequenz etwas von sich gab, ihm zeigte, wie viel Leben auf dieser Welt ist, jeder Ton ein Lebenszeichen. Doch nun, nach dem schrecklichen Krieg, nach diesen langen zwei Wochen die für die Menschheit den Tod bedeuteten, schweigt der Empfänger. Das einzige was noch zu hören ist, ist das Rauschen der Unendlichkeit und einige automatische Sender die, wenn im letzten Kraftwerk die Automatik versagt oder dem letzten Notstromdiesel der Saft ausgeht, ebenfalls für immer schweigen werden.

Eine Woche ist jetzt seit dem Krieg vergangen und noch immer hofft er, irgendwo ein Lebenszeichen eines Menschen zu erhaschen. Er kann nicht glauben, dass er der einzige sein soll, der überlebt hat. Aber es bleibt alles still. Es gibt niemanden der die Ruhe stört, niemanden der nachfragt ob ihn jemand aufnehmen kann.

Von Tag zu Tag wird es stiller auf den kurzen Wellen. Immer mehr automatische Sender fallen aus, einer nach dem anderen. Wieder und wieder sucht er die Bänder ab und immer flauer wird ihm, denn er merkt, dass er wirklich alleine ist.

Während des Krieges war der Äther voller Stimmen, Morsezeichen, Fernschreiber, der schnellste Weg Einsatzbefehle über weite Strecken zu übermitteln. Er hat alles mitbekommen, hat gewusst wann und wo die nächste Bombe einschlagen wird und konnte nicht verhindern, dass sich die Menschheit selbst auslöscht.

So sitzt er da, noch eine Woche, lauscht hinaus und wartet auf neue Zeichen die doch kommen müssen.

Er wird des Wartens müde. Er steht auf, geht zum Waffengeschäft an der Ecke und holt sich eine Waffe um der Warterei ein Ende zu bereiten.

Auch auf der Straße war er alleine. Hier und da standen Autos mitten auf der Straße, die Fahrer am Steuer waren tot, kein Leben war mehr vorhanden. Alle hatten sie geglaubt in diesem Teil der Welt wären sie sicher. Sie wussten vom Krieg, doch sie glaubten er sei weit weg. Er wusste es besser, er sagte es allen, doch ihm glaubte keiner. Es war für alle ein tödlicher Unglauben.

Er sah ein abstraktes Bild. Alles war ganz, nur dort wo die Bombe einschlug war ein, für die Wirkung auf alles Leben, verhältnismäßig kleiner Krater. Häuser, Maschinen, Straßen, alles so als hätte es nie einen Krieg gegeben. Nur alles Leben wurde von der Neutronenbombe ausgelöscht, ohne Rücksicht auf gut und böse, arm und reich, schwarz und weiß.

Er hat Glück gehabt, er war tief unter der Erde, gut abgeschirmt, allein, weil keiner auf ihn hören wollte, er hat überlebt. Doch das wusste er nicht zu schätzen. Er konnte das allein sein nicht mehr ertragen und deshalb ging er nach Hause und wollte es hinter sich bringen, einen Schlussstrich ziehen. Doch so einfach ist es nicht sich aufzugeben.

Er wartet weiter, Tag für Tag vergeht, alles ist still. Es gibt nicht mehr viel zu hören, noch etwas mehr als ein Dutzend Sender die immer den gleichen monotonen Spruch absetzen. Er kennt sie schon alle auswendig.

Er sucht auf den Anruffrequenzen, wartet, wartet, wartet...

Langsam verliert er das Gefühl für die Zeit, für all das wenige das um ihn herum geblieben ist.

Er nimmt die Pistole die er sich geholt hat, schon vor zwei Tagen hat er sie geladen. Der Stahl ist kühl, schwer wiegt sie in seiner Hand. Es ist die selbe Marke mit der er damals beim „Bund“ das schießen lernte, damals, als er noch so naiv war und glaubte, dass der „Ernstfall“ in dem er sie brauchen würde, nie kommen wird.

Jetzt war er da, und er wird sie gegen sich selbst richten.

Noch einmal dachte er an früher, rief sich noch einmal die Welt in Erinnerung die in Ordnung war.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und die Vergangenheit glitt wie ein Film an ihm vorbei.

Die Schulzeit, wie er uns sein bester Freund den Lehrer ärgerte, ihn bis zur Weißglut brachten und sich umso mehr amüsierten je mehr sich der Lehrer aufregte.

Seine schöne Zeit in der Geborgenheit der Familie die er früher nie in diesem Maß zu schätzen wußte, jetzt vermisste er die Geborgenheit. Jetzt bedauerte er es, seinen Eltern so oft Sorgen gemacht zu haben.

Dann dachte er an seine Freundin.

Wie oft sie Arm in Arm spazieren gingen, wie eng sie getanzt haben, wie sie im Urlaub nebeneinander in der Sonne lagen. Wie sich beide freuten einander zu sehen und jedes liebe Wort des anderen wie Zucker schmeckte.

Aber dann dachte er auch daran, wie er glaubte das würde nie zu Ende gehen, sie würden ewig zusammen bleiben, doch auch er hatte sich geirrt, so wie all die anderen die glaubten sie würden nie durch den Krieg sterben, so wie die, die draussen tot auf der Straße lagen.
    Er konnte das Ende schon damals kaum ertragen, aber er hat es gemeistert

Doch nun hörte er auf an früher zu denken !

Noch ein letztes mal drehte er an seinem Empfänger, es waren nur noch elf Sender, noch ein letztes mal hörte er in das Rauschen einer freien Frequenz und dachte, die letzten elf Sender werden verstummen ohne dass er es merkt.

Der Empfänger war auf 20,003 MHz eingestellt, Stille.
Er nahm die Pistole – der Empfänger schwieg,
setzte sie an seine Schläfe – immer noch Ruhe,
und drückte ab.

Dann plötzlich hätte er aus seinem Empfänger hören können:

....  ..  .  .-.    --   ..  -.-  .     --..--    -.-  .-  -.  -.     --  ..  -.-.  ....    .---   .  --  .-  -.  -..     ....  ---  .  .-.  .  -.    ..--..     -.-

“Hier Mike, kann mich jemand hören ? kommen.“

 6.06.87

Illusion

Die Geburt - nur Illusion
der erste Schrei - nur Illusion
die Kindheit und die Jugend,
der Glaube und die Tugend
- nur Illusion

Die Eltern ?

Nur Illusion !
Die Freunde ?
Nur Illusion !
Die Pflanzen und die Tiere,
Gebirge und die Meere ?
Nur Illusion !

Die Freude, nur Illusion ?
Der Schmerz, nur Illusion ?
Erlebnisse und Träume
und im Wald die Bäume,
nur Illusion ?

Der Haß ?
Nur Illusion !
Die Liebe ?
Nur Illusion !
Die Angst, der Mut,
das "Gute Leben" und die Not
nur Illusion ?

Du, nur Illusion ?
Ich, nur Illusion ?
Meine Gedanken
sie beginnen zu wanken,
nur Illusion ?

Das Licht ?

Nur Illusion !
Der Schatten, nur Illusion ?
Die Musik, die Lieder und
am Strauch der Flieder ?
Nur Illusion !

Das Leben - nur Illusion !

Der Tod - nur Illusion !
Dies' Gedicht - nur Illusion !
Der der es liest - nur Illusion !

 

Die Illusion ?! - Nur Illusion !?

Traurige Aktualität hat das folgende durch die Geschehnisse am 11.09.2001 in New York wieder erhalten. Anlass war ein Manöver der Französischen Streitkräfte im Dezember 1988.

Panzer rollen durch die Stadt. Ein seltsames Gefühl beschleicht einen wenn man sie so vorbeifahren sieht, gen Osten. Man könnte direkt meinen es wäre ernst. Die Soldaten voll aufgerüstet und die Fahrzeuge getarnt.

Die andere Seite:

An der Straße stehen Menschen und winken den Soldaten zu, wie damals, als wir durch sie vom Joch der Diktatur befreit wurden.

Hoffen wir alle, dass das Spiel zu dem sie fahren ein Spiel bleibt.

Berufsbedingt werde ich häufig mit Selbstmorden konfrontiert. Auch über dieses Thema habe ich mir Anfangs schriftliche Gedanken gemacht...

Tausend unschuldige Tote

Gestern wurde ein Kind überfahren, vom Zug, beim Spielen in Grenzacher Horn.
Einmal kurz unachtsam, nicht gedacht an Gefahren.
Ein Schritt, ein Stoß und schon war es tot.

Dieses Kind und noch viel mehr, alle liebten ihr Leben sehr.

Es war in England auf einer Straße, es ist jetzt schon 'ne Weile her,
zwei LKW links und einer rechts, auf einmal krachte es schwer.
Der, der besoffen war und schuldig, dem hat es nicht viel gemacht,
doch über zwei andere Familien hat dieser Unfall viel Leid gebracht.

Dieser Fahrer und  noch viel mehr liebten Ihr Leben sehr.

Ein Chauffeur fährt seinen Chef, weil es sein Job ist, ein wenig herum.
Nach Bayern führte ihn sein Weg und plötzlich machte es neben ihm

"BUMM !"

"Er starb in treuer Pflichterfüllung" wie es dann so schön heißt.
Doch es ändert nichts daran, dass die, die so sterben sind unschuldig meist'.

All diese Menschen und noch viel mehr, alle liebten sie ihr Leben sehr.

Ich, der eigentlich darauf warte, dass mir so etwas 'mal geschieht
ich kann darauf vergeblich warten,
mir ist es nicht gegönnt dies' Glück.

Tausend unschuldige Tote, diese Zahl ist noch stark untertrieben.
Die, die das Leben nicht haben verdient, die sind schon immer übrig geblieben.

17:49 Uhr, 20.08.1987, S-Bahn Station München-Trudering:

Auf der Straße Autos, eins am anderen, dutzende, hunderte. Busse, vollgestopft mit Menschen, überall hin, alle eilen vorwärts, einem Ziel entgegen.

Alle drei Minuten donnert ein Flugzeug über mich und die vielen anderen hinweg die auf die S-Bahn warten, und dauernd fahren Züge.
Sie werden Ihr Ziel bald erreicht haben.

Haben sie es wirklich erreicht wenn sie angekommen sind ???

Drängen sie sich nicht morgen wieder auf der Straße einem Ziel entgegen, versuchen sie nicht morgen im Bus oder der S-Bahn mit allen Mitteln einen Sitzplatz zu ergattern den sie fünf oder zehn Minuten später kampflos wieder aufgeben ??

Welchen Wert hat es dauernd hin und her zu rasen, einem Ziel hinterher zu eilen, von Minuten und Sekunden gejagt ?

Wieviele werden nie mehr ein Ziel erreichen weil das alles zuviel wurde, weil sie in einer Sekunde der Unachtsamkeit ihrem letzten Ziel entgegen gehen, wieviele kommen von der Unruhe direkt zur ewigen Ruhe ???

In diese Gedanken mischt sich die Stimme aus dem Lautsprecher auf dem Bahnsteig und verkündet den lapidaren Satz:"Achtung Reisende am Gleis vier. Die Ankunft der S-Bahn nach Geltendorf wird sich wegen eines Personenunfalls im Bahnhof Haar um ca. 15 Minuten verzögern. Ich wiederhole: Achtung Reisende........."

Warum ist unsere Gesellschaft so agressiv ?
Umgang mit Straftätern
Die Medien und wem sie dienen
Meine "Depri-Phase"
Aussehen
Geschenke
Eintausend pro Jahr

25.08.2001