Allgemeine Themen

Warum ist unsere Gesellschaft so aggressiv ?

Wo immer man hinschaut wird einem eine "heile Welt" suggeriert in der jeder bekommt was er sich wünscht. Ob harmonisches Familienleben im eigenen Heim, ob der absolute- Kick bei einer neuen Extremsportart, die grenzenlose Freiheit im neuen Sportwagen, die verdiente Erholung im Urlaub in der Südsee, das tolle Gefühl einer neuen Haarfarbe, die Party die im angesagtesten Club der Welt abgeht, der Erfolg durch eine neue noch sicherere Geldanlage oder der kulinarische Genuss eines Festmahls. Diese Liste ließe sich noch beliebig verlängern um Kleidung, Sportgeräte, Uhren, Schmuck - alles was teuer ist steigert auch unser Lebensgefühl....

Ist das wirklich so ?

"Das letzte Hemd hat keine Taschen" - so sagt es ein Sprichwort. Was treibt uns denn dazu die Taschen im vielleicht vorletzten Hemd zu füllen bis sie aus allen Nähten platzen. Apropos "platzen", der Nachbar soll dies natürlich vor Neid tun, wenn wir ihm die neuesten Urlaubsbilder zeigen oder mit dem neuen Wagen auf den Hof fahren.

Neue Bestrebungen gehen dahin, dass die Klassenkameraden unserer Kinder nicht mehr vor Neid platzen sollen wenn Paul wieder mit neuen Schuhen von Nike und Hannah mit einem T-Shirt von Lacoste in die Schule kommt. Die Schuluniform ist wieder im Gespräch und das ist gut so.

Natürlich freue auch ich mich über etwas neues das ich mir geleistet habe. Seien wir aber ehrlich, wie lange währt denn die Freude. Ist die Freude nicht größer solange man sich den Wunsch noch nicht erfüllen konnte. Es ist doch vor und nach jedem Weihnachtsfest das selbe. Papa ich will das, Mama ich wünsche mir das, Onkel, Tanten, Oma, Opa, alle bekommen den Wunschzettel....

Meist erfüllen sich - weil einigermaßen erschwinglich - die Wünsche unserer "kleinen" auch unter dem Weihnachtsbaum. Wie lange geht es aber bis das ach so heiß ersehnte Spielzeug unbeachtet in der Spielzeugkiste liegt und auf die nächste Gelegenheit wartet verschenkt oder weggeschmissen zu werden ?

Oftmals überlebt das Interesse am gekauften noch nicht einmal die nächste Nacht.....

Um es aber zu bekommen ist es in der Regel nötig Geld zu haben. Meist fällt einem das nicht in den Schoß sondern man muss dafür arbeiten.

Hier beginnt nun ein Kreislauf an dessen Ende Aggression und Egoismus stehen. Um etwas besseres zu haben als mein Nachbar brauche ich mehr Geld, um mehr Geld zu bekommen brauche ich einen höher bezahlten Job und um diesen zu bekommen muss ich oft nicht besser sein als mein Mitbewerber, klüger oder fleißiger, oft reicht es wenn ich aggressiver bin, hinterlistiger und skrupelloser. Ich muss den Chef überzeugen, dass ich besser bin auch wenn es nicht so ist, dafür ist jedes Mittel recht, Mobbing ist hier ein Stichwort, die wirklich besseren solange schlecht machen bis sie es wirklich sind. Durchsetzungsvermögen geht vor fachlicher Qualität, und in den Personalabteilungen werden scheinbar oft auch die aggressivsten Mitarbeiter für Beförderungen gewählt im Irrglauben, dass diese Aggressionen dazu eingesetzt werden, dem Unternehmen zu dienen. Meist werden sie jedoch nur dazu benutzt die eigenen Wünsche zu befriedigen.

Ich habe in meinem Beruf sehr viel mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Mich erschreckt gerade die Aggressivität bei jungen Menschen. In meiner Schulzeit musste ich noch lernen bestimmte Regeln - auch wenn sie meinen Interessen nicht förderlich waren - zu akzeptieren. Heute werden solche Regeln einfach im günstigsten Fall mit einem Hinweis auf Unwissenheit missachtet oder einfach ohne Begründung ignoriert. Auf ein Fehlverhalten angesprochen erntet man meist dummfreche Sprüche und das schönste ist, diese Jugendlichen wissen, dass man ihnen "dank" unseres liberalen Straf- und antiautoritären Erziehungssystems in vielen Fällen nichts anhaben kann.

Dies bedeutet aber nicht, dass sie ihre Erziehung nicht bekommen. Die Gesellschaft ist auf ihre Weise unbarmherzig. Wer es nicht rechtzeitig lernt sich den Regeln zu fügen wird ausgegrenzt, wer einmal einer Randgruppe angehört wird sich mangels Beruf und/oder Wohnung seine Wünsche nicht mehr erfüllen können und wer dies nicht mehr kann wird wieder aggressiv.

So gehört also die "Oberschicht" und die "Unterschicht" - jeweils mit einigen Ausnahmen - zu den egoistischsten in unserer Gesellschaft, erstere aus einem inneren Zwang, letztere weil sie nicht anpassungsfähig ist.

Nun ist die Frage welche der beiden Gruppen die schlimmere ist. Angst haben wir oft mehr vor Mitgliedern der zweiten Gruppe. Ich bin jedoch der Meinung, dass der "Oberschicht" nicht weniger Beachtung geschenkt werden sollte als der "Unterschicht". Natürlich ist die Bedrohung unmittelbarer wenn ein Junkie der Geld für seinen Stoff braucht vor einem steht und einem eine Waffe vor die Nase hält um Geld zu bekommen. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch wie ärgerlich es ist, wenn einem das Auto - in meinem Fall schon drei mal - aufgebrochen wird weil jemand etwas sucht das er verhökern kann. Es ist aber genauso schlimm, dass man unter Zuhilfenahme fadenscheiniger Begründungen höchstoffiziell das Geld aus der Tasche gezogen bekommt und zusehen muss welche teilweise unsinnigen, teilweise schon verbrecherischen Dinge damit finanziert werden. Sehr subtil sind auch die Machenschaften unserer Großindustrie, allen voran der Pharmariesen die Gesundheit proklamieren und doch - und das nicht schlecht - von der Krankheit leben. Welchen Nutzen sollte unsere Gesundheit für diese Unternehmen haben ?

Ein Ausweg aus dieser Misere ?

Eigentlich - wie so vieles - ganz einfach und doch auch schwer, denn es braucht Disziplin da man bei sich selbst anfangen muss, Toleranz weil man die Fehler der anderen akzeptieren sollte und Liebe, weil sie der Grundstein dafür ist, dass man mit anderen teilt und auf andere Rücksicht nimmt.

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25.08.2001